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 Das Verhalten der Cetaceen

Sozialverhalten
Cetaceen weißen ein sehr ausgeprägtes Sozialverhalten auf und die meisten Arten leben in größeren Familiengemeinschaften, den sogenannten Schulen oder Pods. Diese können aus engen, sozialen Bindungen zwischen zwei Individuen bis zu Schulen mit über 1000 Tieren bestehen.
Verteidigung und Ernährung sind ein wichtiger Grund für das Zusammenleben der Wale in einer Gruppe. In einer Gemeinschaft hat das Einzelindividuum eine größere Überlebenschance als als Einzelgänger. Die Tiere, vor allem Kälber und Juvenile, sind so besser vor Angreifern wie Haien geschützt. Einige Arten haben auch besondere Verteidigungsstrategien entwickelt. So ordnen sich Pottwale bei Gefahr kreisförmig mit dem Kopf nach innen an. Bei dieser sogenannten „Margaritenblüte“ können sie junge Tiere in die Mitte nehmen und somit schützen, während gleichzeitig die kräftigen Fluken eine Art Schutzwall darstellen.

Sehr stark ist die Verwandschaftsbindung. Ist ein Weibchen schwanger, so kümmern sich ältere Töchter, aber auch fremde Weibchen um das trächtige Tier. Sie helfen bei der Geburt, stützen das geschwächte Tier und stupsen das Neugeborene sofort zum Atmen an die Wasseroberfläche, während die Männchen für Schutz sorgen. Fremde Weibchen übernehmen bei vielen Arten weiterhin eine Art „Babysitter-Rolle“. Beim Pottwal ist dies von großer Bedeutung, da die Kälber den adulten Tieren noch nicht auf die langen und tiefen Tauchgänge folgen können. Damit sie nicht alleine an der Oberfläche zurückbleiben und somit eine leichte Beute für potentielle Jäger darstellen, passen andere juvenile Tiere oder erwachsene Weibchen auf das Kalb auf, während die Mutter in Ruhe auf Jagd gehen kann. Dadurch können sich zuweilen regelrechte Kinderstuben entwickeln.
Trotzdem besteht eine sehr enge Bindung zwischen Mutter und Kind. Man hat auch schon erstaunliche Verhaltensweisen beobachtet, bei denen Delphinweibchen einem totgeborenem Kalb noch helfen wollte, an die Oberfläche zum atmen zu gelangen und es immer wieder angestubst haben.

Weiterhin hat das zumindest temporäre Zusammenleben in Gruppen den Vorteil, leichter Fortpflanzungspartner zu finden. Dies spielt vor allem bei den migrierenden Arten eine große Rolle, da sie allein oder in Mutter-Kalb-Gemeinschaften wandern. Individuen dieser Arten treffen sich nur einmal im Jahr in bestimmten Gebieten zur Paarung. Dass vor allem Großwale seltener in Schulen leben liegt vermutlich an der Körpergröße, weshalb sie keine natürlichen Feinde haben, sowie daran, dass die Nahrungssuche leichter ist, da die Hauptnahrung Krill in großen Schwärmen vorkommt und nicht schwer zu jagen ist.

Kommunikation
Die Kommunikation hat für die Cetaceen eine wichtige Bedeutung. Dabei nutzen die Tiere alle Mittel der Kommunikation, sowohl stimmliche als auch nicht-stimmliche. Die nicht-stimmliche Kommunikation besteht vor allem aus Breaching (Springen), Lobtailing (Flukenschlagen) oder dem Schlagen mit anderen Körperteilen. Das Verhalten könnten bedeuten, dass das Individuum auf sich Aufmerksam machen will oder potentielle Feinde vertreiben möchte. Die genaue Bedeutung ist allerdings noch nicht geklärt. Außerdem spielt bei den Cetaceen der Körperkontakt eine große Rolle. So kommt es häufig zu Berührungen, meist indem die Tiere Bauch an Bauch aneinanderschwimmen oder sich mit den Flippern berühren, wobei nicht zwischen den Geschlechtern oder Altergruppen unterschieden wird.

Im Gegensatz zur Echolokation werden Töne zur Verständigung von allen Walarten genutzt. Sie dienen vor allem der Mitteilung von Identität und Aufenthaltsort sowie der Kommunikation bei Jagd, Warnung vor Angreifern sowie bei der Fortpflanzung. Delphine nutzen am häufigsten kurze Pfeiftöne und Klicklaute während bei den Bartenwalen besonders die Gesänge, aber auch Bell-, Rülps- und Grunzlaute bekannt sind, die eine Reichweite von mehreren Kilometern haben können. Am bekanntesten sind die Gesänge des Buckelwals (Megaptera novaeangliae), die ausschließlich von den Männchen zur Paarungszeit erzeugt werden. Bei Tursiops Truncatus ist nachgewiesen, dass jedes Individuum einer Schule einen eigenen Namen, bestehend aus einer bestimmten Abfolge von Pfeif- und Klicklauten, besitzt und diesen Regelmäßig aussendet. Daran erkennen sich Mitglieder einer Schule und können Tiere anderer Schulen unterscheiden. Bei den Schwertwalen (Orcinus Orca) ist weiterhin nachgewiesen, dass zumindest die residenten Gruppen jeweils einen eigenen Dialekt haben, anhand dessen eine Unterscheidung der Individuen verschiedener Schulen möglich ist.

Jagdverhalten
Bei den Cetaceen gibt es unterschiedlichste Jagdverhalten. Mysticeti ernähren sich von Krill und filtern deshalb das Wasser. Vor allem bei Schulenbildenden Arten wie vielen Delphinarten kann eine starke Zusammenarbeit bei der Jagd beobachtet werden. Eine Möglichkeit ist, dass die Tiere der Schule durch schnelle Bewegungen oder auch Luftblasen einen Fischschwarm an der Oberfläche zu einem sogenannten „Fressball“ zusammentreiben. Einzelne Individuen stoßen dann vor um einen Fisch zu erjagen, während die restlichen Tiere der Schule den Schwarm kontrollieren. Andere Jagdmethoden beinhaltet, dass Fische in seichte Küstenbereiche getrieben werden und die Tiere bewusst stranden, um ihre Beute zu erlegen. Diese Jagdmethode ist bei den transienten Orcas vor Phatagonien besonders ausgeprägt. Pottwale und Schnabelwale jagen einzeln in großen Tiefen nach Kopffüßlern während Gründelwale wie der Belugawal (Delphinapertus leucas) aber auch restidente Delphinschulen in bestimmten Gebieten nach ihrer Nahrung am Boden gründeln.

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